Donnerstag, 18. Mai 2017

Zuchterfahrungen in Farbe

Hinweise zur qualitativen Zuchtsteuerung
Basierend auf seinen Beobachtungen und Zuchterfahrungen erläutert Erich Arnold uns in diesem Beitrag Abhängigkeiten der Farbausprägungen und liefert nützliche Anregungen für züchterische Verbesserungen von großen Paduanern.

Im Beitrag von Jürgen Käs hat dieser schon die gesäumten Paduaner und die Auswirkung der Verpaarung dieser Farben untereinander schon angeschnitten. Da die Paduaner nicht allzu häufig vorkommen und die blutsfremden Linien nicht mehr sehr üppig verfügbar sind, sollte die nächste Blutauffrischung wohlüberlegt sein! Am Besten eignet sich natürlich ein passendes Tier derselben Farbe aus einer fremden Zuchtlinie, welches jedoch leider nicht immer verfügbar ist.

Bild von Johannes Schilling


Zunächst zu den gesäumten Farbschlägen Silber-schwarzgesäumt (SSG) und Gold-schwarzgesäumt (GSG): Beide Farben gibt es z.B. auch bei den Sebrights und bei den Wyandotten. Alle drei Rassen werden im Detail jedoch etwas anders gezüchtet: die Sebrights mit Columbiafaktor (im Hals ist um den schwarzen Saum noch ein weißer bzw. silberner Saum und der Schwanz zeigt klare schwarze Säumung um die weiße oder goldene Innenfeder), die Wyandotten haben ebenfalls die Columbia Halszeichnung -aber einen schwarzen Schwanz und die Paduaner sollen im Hals keine Columbiazeichnung aufweisen und im Idealfall ein gesäumtes Schwanzgefieder haben.

Nach mehr als 8 Jahren in denen ich mich mit den silbernen Paduanern beschäftige, möchte ich anmerken, dass die Hähne mit dunklem Schwanzgefieder sowie mit erkennbarer Säumung schöne gesäumte Hennen in der Nachzucht ergeben, helle gesäumte Hähne dies hingegen in der Nachzucht nicht in dem Maße bringen.

Zur Blutauffrischung gibt es mehrere Möglichkeiten. Der verstorbene F. Peschke hat die F1 aus weiß und schwarz zur Verpaarung an SSG zur Schaffung einer neuen Linie propagiert. Ich habe von der Züchterin R. Simmerl eine F1 Henne aus 1,0 weiß x 0,1 SSG erhalten welche fast schwarz erschien, jedoch eine erkennbarer Geisterzeichnung zeigte. Sowohl unter weiß als auch schwarz kann verdeckt etliches an genetischen Farbanlagen stecken. Daher sollte die Blutauffrischung immer separat und nachvollziehbar erfolgen!

Es gibt auch noch ein paar Möglichkeiten über Fremdeinkreuzungen, diese muss ich aber erst selber testen um das Gehörte und Gesagte aus vergangenen Tagen bestätigen zu können.

Die Einkreuzung von GSG in die silbernen ist wegen des goldenen Anfluges im Hals und Sattelgefieder mit Bedacht durchzuführen und ich würde nur die Hennen daraus über Generationen an SSG Hähne verpaaren.

Bilder von Johannes Schilling


Bei den gold-gesäumten ist schwarz die Wahl. In der Nachzucht wird der Saum dadurch breiter und der Schwanz schwarz. ... inwieweit Chamois als Blutauffrischung verwendet werden kann -was möglich ist- habe ich bisher nicht ausprobiert. Mit großer Vorsicht -besser wäre überhaupt nicht- sollten Tiere in GSG, welche aus Tollbunt fallen für GSG verwendet werden!!!

Nun zu Chamois oder gold-weißgesäumt: Wenn die Grundfarbe zu hell wird sollte man diese über GSG wieder auffrischen. Anzumerken ist das das dominante Weiß der Chamois Paduaner das Gold der GSG aufhellt - ob der Umkehreffekt auch eintritt?

Bild von Johannes Schilling

Der letzte gesäumte Farbschlag wäre der blaue. Blaue Nachzucht spaltet durch den Einfluss des sog. Andalusier Weiß auf in Blau, Schwarz und Splash. Die Schwierigkeiten die ich in blau sehe ist nicht unbedingt das aufspalten der Farbe in der Nachzucht sondern das breite Farbspektrum von fast weiß in der Sonne bis zu fast schwarz. Hier gilt es den richtigen gleichmäßigen Farbton auszuwählen. Als Randnotiz möchte ich erwähnen, dass Paduaner sowohl Blau ohne Säumung als auch mit Säumung genetisch in sich tragen. Schwierig wird es, da blaue ohne das Säumungsgen auch einen leichten "Scheinsaum" zeigen können. Zur Blauzucht gibt es viele wilde Theorien. Führende Züchter blauer Rassen wenden aber weitestgehend Blau x Blau an und alle paar Jahre (3-5) zur Blutauffrischung einen aus reinerbiger Linie stammenden schwarzen Hahn!

Bei den schwarzen Paduanern gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, welche ich allerdings nicht ausprobiert habe, da ich schwarz eigentlich nur zur Blutauffrischung meiner anderen Farben benötige bzw. zur Verbesserung der gesperberten. Theoretisch eignet sich weiß, gesperbert und SSG zur Blutauffrischung. F. Peschke schrieb, dass er zur Blutauffrischung Hähne mit Kupfer oder Gold Hals -die aus Schwarz fallen sollen- verwendet. Erfahrene Züchter berichten aber auch von "Fremdeinkreuzungen, die hier zielführender sein sollen..."

Der gesperberte Farbschlag ist der neueste bei mir. Wobei ich aber die gesperberten Altsteirer seit Jahren züchte und daher darauf zurückgreife.

Bild von Johannes Schilling


Gesperberte Paduaner: der reinerbige Hahn trägt das Sperbergen doppelt, wodurch er wesentlich heller ist, als die lediglich einfach gesperberte Henne, die dazu relativ dunkel wirken. Zur Zucht verwende ich einen doppelt gesperberten hellen Hahn und eine gesperberte Henne (aus weiß x gesperbert) und eine schwarze Henne. Schwarz ist die optimale Farbe um bei gesperbert als Blutauffrischung zu dienen und gleichzeitig das Farbbild der Sperberung zu verbessern. 1,0 reinerbiger gesperberter Hahn mal schwarzer Henne ergibt lauter gesperberte Hennen und ebenfalls lauter gesperberte dunkle Hähne welche aber das Sperbergen nur einmal tragen und daher "Hennenfarbig" sind. Diese spalterbigen Hähne sollten theoretisch für schwarz geeignet sein. Es ist jedoch Vorsicht geboten da mit dem Sperbergen oft das Gen für Silber einhergeht. Das äußert sich in der Nachzucht bei schwarz dann nur mit ganz wenigen weißen/silbernen Federn im Kopfbereich und tritt dann erst verstärkt in der schwarzen F2 zu Tage. Mit einem schwarzen Hahn x gesperberte Henne kann ich auch auffrischen was aber mehr Zeit beansprucht.

Zu weiß gibt es in einem anderen Beitrag schon Diskussion. Weiß ist eine komplizierte Farbe, vieles kann verdeckt unter weiß vorhanden sein und es gibt in genetischer Hinsicht verschiedene Arten von Weiß. Ob dominantes oder rezessives Weiß oder beide in einem Tier stecken zeigt unter Umständen eine Probeverpaarung an wildbraune Tiere einer Fremdrasse. Neuere genetische Forschungen sagen aber auch, dass es noch eine weitere genetische Variante von rezessivem weiß gibt und auch Albinos sind weiß. Weiß benötigt Helfer um wirklich weiß zu sein. Die Gene für Silber, Sperberung und schwarz wirken hier oft Wunder.

Bild von Johannes Schilling

Tollbunt ist zur Zeit ja groß in Mode bei den "Züchtern", Liebhabern und Vermehrern. Meiner Einschätzung nach ist das aufgrund seines Farbbildes der schwierigste Farbschlag. Auf diesen Farbschlag möchte ich mangels Erfahrung nicht eingehen, weiß jedoch das sich jemand mit einem Beitrag zu Tollbunt bereits zur Veröffentlichung befasst.

Der Perlgraue Farbschlag wurde meines Wissens nach schon seit langem nicht mehr gezeigt. Perlgraue waren häufig zu helle blaue, wobei perlgrau das genetisch LAV (Lavender) ist durchaus im Verborgenen unter schwarz bzw. weiß noch existieren kann.

Ein Beitrag von Erich Arnold